In der Winterzeit rückt man näher zusammen. Die Familie verbringt mehr Zeit im gemütlichen Zuhause. So richtig hinaus ins Freie zieht es im Januar die Wenigsten. Wobei Hundehalter natürlich schon für genügend Auslauf sorgen. Dennoch kommen bei vielen nun Zweifel auf. Kommt der Hund zu kurz? Stimmt das Miteinander noch, auch wenn weniger gemeinsame Aktivitäten stattfinden? Wird der Hund ausreichend in die Familie mit eingebunden? Wäre alles leichter mit einem zweiten Hund, weil sich die beiden dann zumindest miteinander beschäftigen? Lesen Sie, was Sie hierzu wissen sollten.
Hunde sind ausgemachte Familientiere. Sie müssen in einer Gruppe leben, um sich wohlzufühlen und Menschen können dabei durchaus Artgenossen ersetzen. Von den Sozialpartnern getrennt zu sein, ist für Hunde eine regelrechte Bedrohung. Weshalb sie keinesfalls ausschließlich im Zwinger gehalten werden sollten. Auch die Haltung in einem separaten Raum im Haus ist nicht artgerecht, weil sie den Hund von der Gruppe isoliert. Andererseits brauchen Hunde auch frei zugängliche Rückzugsmöglichkeiten. Das gilt verstärkt für Welpen, trächtige Hündinnen, kranke und ältere Hunde. Aber selbst erwachsene Hunde, die vor Tatendrang nur so strotzen, haben manchmal einfach genug von ihrer quirligen Menschenfamilie. Dann sollten sie in einem frei zugänglichen, ruhigen Bereich ohne Störung neue Energien tanken. Zu abgelegen darf diese Ruhezone jedoch nicht sein, denn Hunde behalten auch gerne beim Abschalten den Überblick.
Guter Ersatz
Hunden ist natürlich durchaus bewusst, dass Menschen keine anderen Hunde sind. Aber sie betrachten sie zumindest als guten Ersatz für Artgenossen. Auch wenn der Hund jedes Mitglied der Familie als zur Gruppe zugehörig erachtet, schließt er sich einem Menschen, seiner Bezugsperson, stärker an. Oft ist das derjenige, der alle Entscheidungen trifft, den Hund füttert, am meisten Zeit mit ihm verbringt, gemeinsam mit ihm auf den Hundeplatz geht oder mit ihm andere Herausforderungen meistert.
Die Einbindung in den Familienverband verhindert, dass der Hund zum Außenseiter wird, was für ihn überlebenswichtig ist. Die angeborene Bereitschaft, sich anzupassen, erleichtert die Eingliederung in die menschliche Familie und ist die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung. Doch bei aller Anpassungsfähigkeit sollten Hundehalter nie vergessen, dass sie es mit einem Hund zu tun haben. Vermenschlichungen mögen gut gemeint sein, sind für den Hund aber schädlich. Er kann kein gleichwertiger Partner sein, sondern braucht ein soziales Gefüge mit klaren Regeln.
Anstatt menschliche Züge in den Hund hineinzuinterpretieren, ist es weitaus sinnvoller, die Körpersprache des Hundes und seine Mimik zu verstehen. Denn diese Signale dienen der Kommunikation innerhalb des Familienverbands. Und auch der Hundehalter selbst sollte seine Körpersprache schulen, um hundegerecht mit seinem Vierbeiner zu kommunizieren. Das ist weitaus artgerechter als eine von Eloquenz geprägte Grundsatz-Diskussion in ganzen Sätzen oder der Irrglaube, der Hund würde aus Gerechtigkeitssinn heraus den Wünschen des Menschen folgen.
Vertrauen zur Familie
Als geschätztes Familienmitglied unter Menschen muss ein Hund allerdings auch einfach öfter richtig Hund sein dürfen. Das bedeutet zum Beispiel, – dann, wenn es die Bezugsperson zulässt -, Sozialkontakte zu Artgenossen zu haben, ausgiebig Herumstöbern zu dürfen und sich schmutzig zu machen. Die individuellen Bedürfnisse können nach Rassezugehörigkeit oder abhängig von Alter und Konstitution variieren. Es ist die Aufgabe der Familie, die Bedürfnisse des eigenen Hundes zu erkennen und ihnen in vertretbarem Maß entgegenzukommen. Das trägt zur Ausgeglichenheit des Hundes bei und stärkt sein Vertrauen zum Familienverband.
Warum nicht gleich zwei?
Es gibt viele Gründe, zwei oder sogar mehrere Hunde zu halten. Und es gibt auch Argumente dagegen. Auf jeden Fall sollte sich jeder, der einen Hund hat, gut überlegen, ob die Haltung mehrerer Hunde zum eigenen Leben passt.
Angefangen mit den schönen Seiten: Zwei oder mehr Hunde kommen in den Genuss, gemeinsam mit Artgenossen zu leben. Das bedeutet, gemeinsam spielen, um die Wette rennen, gegenseitiges Fellknabbern und Öhrchenlecken – wenn alles gut läuft. Und das ist nur dann der Fall, wenn die Hunde gut zueinander passen und alle Ressourcen angemessen unter allen aufgeteilt werden. Das muss wiederum der Hundehalter sicherstellen, was einiger Erfahrung, viel Aufmerksamkeit und noch mehr Zeit voraussetzt. Er trägt auch die höheren Kosten der Mehrhundehaltung. Die Hundesteuer steigt von Hund zu Hund proportional an. Kosten für Impfungen, Entwurmungen und Routineuntersuchungen schnellen in die Höhe und auch das Risiko, dass mal ein Hund erkrankt, was weitere Tierarzt oder Klinikkosten mit sich bringt.
Geld & Platz
Finanziell anstrengender als mit nur einem Hund ist auch der Kauf von wichtigem Equipment. Leinen und Halsbänder, Futter- und Wassernäpfe, Hundebetten oder –decken. Nicht zu vergessen das Futter. So gut sich die Hunde auch verstehen mögen, wenn es um Ressourcen geht, herrscht ein interner Machtkampf. Folglich sollte jeder Hund seinen eigenen Bereich haben. Ein Blick aufs Auto ist ebenfalls sinnvoll, wenn die Anschaffung mehrerer Hunde ansteht. Ist ausreichend Platz, um alle sicher und komfortabel unterzubringen? Ein weiterer Kostenfaktor ist die Betreuung der Hunde während des Urlaubs. Hundesitter und –pensionen berechnen ihre Leistungen pro Hund.
Passen alle Hunde problemlos in den Haushaltsplan, rückt der zeitliche Faktor in den Fokus. Denn hier lauert eine Gefahr: Manche Hundehalter glauben, sie würden Zeit sparen, wenn sie ihrem Hund einen Spielgefährten kaufen. Die beschäftigen sich dann ganz alleine miteinander. Manchmal wird das vorübergehend der Fall sein. Meistens stehen jedoch zwei Hunde vor einem und fiebern nach Aufmerksamkeit. Handelt es sich außerdem um Hunde mit pflegeintensivem Fell, schlägt auch das spürbar auf dem Zeitkonto zu Buche.
Manchmal führt allerdings auch kein Weg an zwei oder mehreren Hunden vorbei. Züchter halten kurz über lang meistens mehrere Hunde, vor allem dann, wenn sie Zuchthündinnen haben. Auch bestimmte Hundesportarten wie zum Beispiel der Schlittenhundesport setzen mehrere Hunde voraus. Jäger, die sich nicht mit einem Allround-Jagdhund zufrieden geben, halten Spezialisten für die verschiedenen Einsatzbereiche der Jagd.
Feste Bezugsperson
Außerdem sollte klar sein, dass in einem Mehrhunde-Haushalt jeder Hund eine feste Bezugsperson braucht. Das wird in den meisten Fällen dieselbe Person sein, nämlich diejenige, die fürs Futter, für die Erziehung und all die anderen hundespezifischen Dinge da ist. Von der Idee, sich einen zweiten Hund zum Beispiel für den nie vor 20 Uhr zurückkehrenden Ehemann anzuschaffen, misslingt mit Sicherheit. Der Hund wird sich nicht als solches einstufen, auch wenn er sich sicherlich über den Freizeitgast freut.
Zündstoff
Hinzu kommt die Frage, welche Hunde überhaupt miteinander harmonieren. Sicher ist: Umso mehr Ähnlichkeiten sie hinsichtlich des Alters, des Geschlechts und der Rasse aufweisen, desto größer ist das Konfliktpotenzial. Warum? Weil solche Hunde dieselben oder ähnliche Ressourcen interessieren und das ist Zündstoff. Deshalb ist die Überlegung, gleich zwei Welpen aus einem Wurf zu nehmen, nicht unproblematisch. Solche Duos stiften sich oft gegenseitig zu Unfug an und haben mitunter Kontaktschwierigkeiten im Umgang mit anderen Hunden. Sie sind sich selbst genug und neigen deshalb dazu, weitere Erfahrungen mit Artgenossen zu umgehen.
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