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Bearded Collies – Bärtige Wuschel mit hohen Ansprüchen

Eine ausgeprägte Lebhaftigkeit, ein solides Selbstbewusstsein und eine gesunde Portion Wachsamkeit paaren sich mit Intelligenz, Temperament, Fröhlichkeit und einem zauberhaften Wesen. Kurz: Beim Bearded Collie handelt es sich tatsächlich um einen Hund für alle Lebenslagen, der nichtsdestotrotz hohe Ansprüche an seine Familie stellt.

Freundlichkeit und ein belastbares Wesen sind wichtige züchterische Maxime, die mindestens genauso entscheidend sind wie ein möglichst perfekter Körperbau. Ist die Verschmelzung einer optimalen Ausstrahlung mit erwünschten körperlichen Attributen gelungen, erweist sich auch das schwebende Gangwerk des „Beardies“ als Augenschmaus. Der ‚Beardie‘ musste früher als Arbeitshund über viele Tage hinweg Schafherden begleiten und konnte diese Aufgabe nur mit dem entsprechenden Körperbau und Gangwerk bewältigen. Heute fehlt zwar in den meisten Fällen die Schafherde, aber trotzdem ist es immer wieder eine reine Freude, einen oder mehrere ‚Beardies‘ im fließenden Trab über Felder und Wiesen gleiten zu sehen.

Erziehung

Bearded Collies gehen auf alte schottische Hütehundschläge zurück, die eine hohe Arbeitsbereitschaft und die Fähigkeit zum selbständigen Handeln vereinen mussten. Diese Eigenschaften lassen sich auch bei modernen Bearded Collies beobachten und können unerfahrenen Hundehaltern bisweilen massive Probleme bereiten.

Absoluter Gehorsam ist für einen waschechten „Beardie“ ein Fremdwort. Kadavergehorsam? Unbekannt! Bearded Collies versuchen stets, ihren eigenen Kopf durchzusetzen und vollziehen diese Übung mit solch einem Charme, dass sich gute Vorsätze nur allzu leicht in Luft auflösen.

Obwohl es schier unmöglich ist, aus einem Bearded Collie einen blind gehorchenden Untertan zu schaffen, sollte man seine Erziehung sehr ernst nehmen. Mit liebevoller Konsequenz kann man dem fröhlichen Arbeitshund durchaus die Grundregeln des guten Benehmens vermitteln und das sollte man auch tun.

Der Umgang mit Hunden, die aus verantwortungsvollen Züchterhänden stammen, gestaltet sich in der Regel relativ problemlos.

Hüter der Schafe

Das wunderschöne schottische Hochland gilt als Heimat des attraktiven Hütehundes. Er wurde überwiegend dazu eingesetzt, die Schafe von den Bergen hinunter ins Tal zu treiben. Für die eigentliche Hütearbeit setzten die Schäfer auch Hunde anderer Rassen ein.

Vor gar nicht allzu langer Zeit konnte man die wuseligen Gesellen noch an Ort und Stelle bei der Arbeit an der Schafherde beobachten. Inzwischen ist ein solcher Anblick zu einer Rarität geworden. Die Zeiten haben sich eben auch in Schottland geändert.

Wann genau die ersten Bearded Collies beschrieben wurden, ist umstritten. Angeblich soll es bereits vor 2000 Jahren Hunde eines ähnlichen Phänotyps gegeben haben. – Verbürgt ist diese Behauptung allerdings nicht. Andere vertreten die Ansicht, Bearded Collies seien Abkömmlinge der Vorfahren der Polski Owczarek Nizinnys, die im 16. Jahrhundert in Schottland zurückgelassen wurden und sich mit einheimischen Hütehunden verpaarten – sicherlich auch eine interessante und plausible Theorie.

Ein weiterer Hinweis, der in der Literatur immer wieder Erwähnung findet, dokumentiert ein Tauschgeschäft zwischen einem polnischen Händler und einem schottischen Viehtreiber, die im Jahre 1514 drei polnische Tiefland-Hütehunde gegen zwei Schafe tauschten. Vielleicht beeinflusste auch diese Begebenheit die Entwicklung des heutigen Bearded Collies. Wer weiß…

„Mannhaft wie ein Prinz – graziös wie ein hübsches Mädchen“

Eine von Alfred Ollivant verfasste Abhandlung aus dem Jahre 1898 enthält eine ansprechende Beschreibung, die eventuell ebenfalls auf „Beardies“ hinweisen könnte: „Wenn Du quer durch wilde Schafweiden wanderst oder einem Moor entlang, oder wenn Du auf einen Viehmarkt gehst, triffst Du zuweilen einen wirklich perfekten, freundlichen Ritter. Er ist gekleidet in dunkelgraue Gewänder, die hier und da von den Strahlen des Mondes erleuchtet werden. Dieser Ritter ist frei durch göttliches Recht, er gehört der Gilde der Gentlemen an, er ist mannhaft wie ein Prinz, schlank wie eine Eberesche, graziös wie ein hübsches Mädchen, er benimmt sich wie ein König, seine Bewegungen und Manieren ähneln denen einer Feenkönigin. Eine edle Breite der Stirn schmückt ihn, ein Anflug stiller Strenge, wurzelnd im richtigen Selbstvertrauen, aller dieser Vorzüge ist er selbst nicht gewahr.

Die letzte, sicherste Prüfung aber ist: Schau in seine zwei schneegekleideten Augen, ruhig, intelligent, ohne Misstrauen, ihre sanften Tiefen, gehüllt in ewige Traurigkeit, sind voller Sehnsucht, denn man sagt von ihnen, sie hätten keine eigene Seele. Wisse dann, dass Du einem aus der Linie der allerschönsten Schäferhunde des Nordens begegnet bist“.

Fast ausgestorben

Da immer weniger Hütehunde gebraucht wurden und es praktisch niemanden gab, der sich der gezielten Zucht des Bearded Collies widmete, geriet die Population in eine bedrohliche Situation. Die Wirren des Zweiten Weltkriegs versetzten der Rasse einen weiteren Schlag. Kurz nach Kriegsende galt der Bearded Collie in seiner Heimat als so gut wie ausgestorben.

Hätte es nicht eine gewisse Mrs. G. Olive Willison gegeben, deren Herz für den „Beardie“ schlug, wäre die Menschheit heute um eine wundervolle Rasse betrogen. Die Hundekennerin, die zuvor rein zufällig die Bearded-Collie-Hündin „Jeannie“ erworben und ihre Liebe zu der wundervollen Rasse entdeckt hatte, suchte in ganz Großbritannien die letzten Vertreter der langhaarigen Rasse zusammen und etablierte eine Grundlage für die Weiterzucht. Mrs. Willison und ihren berühmten „Bothkennar-Beardies“ ist der Fortbestand der Rasse zu verdanken. 1944 wurde die Rasse offiziell vom English Kennel Club anerkannt.

Freunde in Deutschland

Nun dauerte es nicht mehr lange und der Bearded Collie fand auch außerhalb Großbritanniens glühende Verehrer. In den 50er Jahren gelangten die ersten „Beardies“ nach Deutschland und stießen angeblich insbesondere bei Collie-Züchtern auf reges Interesse. Offensichtlich entdeckte man eine ungeahnte Vorliebe für die Namensvettern des Schottischen Schäferhundes. Die Zucht begann mit einer ganz kleinen Anzahl an Würfen.

Die atemberaubende Schönheit des Bearded Collies führte letztendlich dazu, dass die alte Arbeitshunderasse zum Modehund avancierte. Unseriöse Züchter vermehrten die attraktiven Hunde planlos und bescherten der Hundewelt Vierbeiner, deren Wesen und Phänotyp deutlich von dem differieren, was ein Bearded Collie repräsentieren sollte. Auch wenn die Werbung und Kinofilme einen beliebig strapazierbaren Hund propagieren, der für jeden Schabernack zu haben ist, sollte die Anschaffung eines „Beardies“ wohl überlegt sein und bei der Auswahl des Züchters muss größte Sorgfalt walten.

Über den großen Teich

Der ausgezeichnete Ruf der Bearded Collies erreichte natürlich auch die Amerikaner, die sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend für die familientaugliche Hütehundrasse begeisterten. In den USA und Kanada sind zahlreiche „Beardies“ auf Ausstellungen vertreten und werden von zahllosen Verehrern bewundert. Beim American Kennel Club wird jährlich eine mittlere Anzahl von Welpen registriert. Viele Amerikaner absolvieren mit ihren „Beardies“ Hüteleistungsprüfungen oder versuchen, ihr Können im Rahmen von Unterordnungswettbewerben unter Beweis zu stellen.

Bobtail oder „Beardie“?

Auf Hundeausstellungen kommt es nicht selten vor, dass Bearded Collies von Zuschauern fälschlicherweise für unkopierte Bobtails gehalten werden. Auch umgekehrt kann es zum Erstaunen der Hundehalter zu Verwechslungen kommen. Auch wenn sich beide Hunderassen phänotypisch und auch charakterlich voneinander unterscheiden, scheint für Außenstehende eine offensichtliche Parallele zwischen beiden Rassen zu bestehen.


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